Kriegsverbrechen in Peenemünde

Kriegsverbrechen in Peenemünde

Die Fabrik der V1 und V2 in Peenemünde war ein bedeutendes Rüstungsprojekt des Dritten Reiches während des Zweiten Weltkriegs. Die Anlage wurde ab 1936 auf der Ostseeinsel Usedom errichtet und diente der Entwicklung und Produktion von ballistischen Raketen, insbesondere der V1 und V2.

Die V1, auch bekannt als "Fliegende Bombe" oder "Vergeltungswaffe 1", war eine unbemannte Flugwaffe mit einem Triebwerk und einer Reichweite von etwa 250 Kilometern. Die V2, auch bekannt als "Aggregat 4", war eine ballistische Rakete mit einem festen Treibstoffantrieb und einer Reichweite von über 300 Kilometern. Die V2 war die erste von Menschen gebaute Rakete, die sogar den Weltraum erreichte.

Die Entwicklung und Produktion der V1 und V2 Waffe in Peenemünde war eine enorme technologische Leistung. Das Projekt wurde von einem Team von Wissenschaftlern und Ingenieuren unter der Leitung von Wernher von Braun geleitet, einem der führenden Raketenwissenschaftler der Zeit. Die Fabrik selbst war eine hochmoderne Einrichtung, die speziell für die Produktion von Raketen und Triebwerken ausgelegt war. Die Anlage verfügte über zahlreiche Produktionslinien, Testeinrichtungen und Lagerbereiche, die für die Herstellung und Montage der Raketen benötigt wurden.

Während des Zweiten Weltkriegs spielten die V1 und V2 eine wichtige Rolle in der Kriegsführung. Die V1 wurde ab Juni 1944 von Deutschland aus gegen England eingesetzt und verursachte beträchtliche Schäden und Verluste. Die V2 hingegen wurde hauptsächlich gegen Ziele auf dem europäischen Festland eingesetzt, insbesondere gegen Belgien und Frankreich.

Die Produktion der V1 und V2 in Peenemünde war jedoch nicht ohne Risiken und Herausforderungen. Die Anlage wurde mehrfach von alliierten Bombenangriffen getroffen, was zu schweren Schäden an der Produktionslinie und der Infrastruktur führte. Infolgedessen wurden große Teile der Produktion in unterirdische Bunker und Tunnel verlegt, um sie vor Luftangriffen zu schützen.

Trotz aller Bemühungen wurde die Produktion der V1 und V2 in Peenemünde letztendlich von den Alliierten gestoppt. Im August 1943 wurde die Anlage von der Royal Air Force bombardiert, wodurch wichtige Einrichtungen und Ausrüstungen zerstört wurden. Im Oktober desselben Jahres wurde Wernher von Braun mit einem Teil seines Teams zur Entwicklungs- und Produktionsstätte in Bleicherode evakuiert, während die Produktion der Raketen nach Nordhausen verlagert wurde.

Leider war die Fabrik der V1 und V2 in Peenemünde auch ein Ort der Zwangsarbeit während des Zweiten Weltkriegs. Tausende von Menschen wurden zur Arbeit in der Fabrik gezwungen, darunter Kriegsgefangene, politische Häftlinge und Zwangsarbeiter aus den besetzten Gebieten Europas.

Diese Zwangsarbeiter wurden unter schrecklichen Bedingungen gehalten und mussten in der Fabrik schwere körperliche Arbeit leisten. Sie wurden oft schlecht ernährt, medizinisch vernachlässigt und waren einer hohen körperlichen und emotionalen Belastung ausgesetzt. Viele Zwangsarbeiter starben an Krankheiten, Erschöpfung und Misshandlungen.

Die Fabrik der V1 und V2 war Teil des nationalsozialistischen Zwangsarbeitssystems, das als ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit angesehen wird. Die Insassen der Konzentrationslager Buchenwald und Sachsenhausen wurden zur Arbeit in der Fabrik gezwungen, und viele von ihnen starben an den Bedingungen.

Die Verwendung von Zwangsarbeit in der Fabrik der V1 und V2 in Peenemünde wurde von den Alliierten nach dem Krieg als Kriegsverbrechen verurteilt. Die Entschädigung der Opfer und ihrer Familien war jedoch ein langwieriger und komplizierter Prozess.

Heute erinnern Gedenkstätten und Mahnmale an die Opfer der Zwangsarbeit in Peenemünde und anderen nationalsozialistischen Rüstungsbetrieben. Die Erinnerung an diese schreckliche Praxis soll dazu beitragen, dass sich so etwas niemals wiederholt und die Würde und Freiheit jedes Menschen geschützt wird.

Fotos: Markus Hofmann (white-photo.com)

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