In der Welt des Films sind es oft diejenigen, die im Hintergrund arbeiten, die die größten Herausforderungen meistern und die beeindruckendsten Leistungen erbringen. Eine solche beeindruckende Persönlichkeit ist Laura Vörtler, eine herausragende Stuntfrau, deren Arbeit oft im Rampenlicht steht, während ihr Name möglicherweise weniger bekannt ist. Doch neben ihrer furchtlosen Natur und ihrem Talent für spektakuläre Stunts verbirgt sich eine andere Leidenschaft, die genauso fesselnd ist: ihre Liebe zu Pferden. Laura Vörtler ist nicht nur eine Stuntfrau, die durch ihre Arbeit in Filmen wie Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil 2 und Borderland, in denen sie Schauspielerinnen wie Cate Blanchett gedoubelt hat, Beachtung findet, sondern auch eine engagierte Reiterin, die eine tiefe Bindung zu diesen majestätischen Tieren pflegt. Heute haben wir das Privileg, mehr über Lauras faszinierende Karriere und ihre außergewöhnliche Verbindung zu Pferden zu erfahren.
MH: Frau Vörtler, könnten Sie uns bitte etwas über Ihre Erfahrungen als Stuntfrau bei dem Film Borderland erzählen, insbesondere über Ihre Rolle als Stuntdouble für Cate Blanchett?
LV: Über die Jahre habe ich wirklich schon mit einigen bekannten Schauspielern gearbeitet, und normalerweise bringt mich das kein bisschen aus der Ruhe. Aber ich muss zugeben, als ich Cate zum ersten Mal getroffen habe, war ich dann doch etwas aufgeregt. Sie strahlt eine Wahnsinns-Souveränität aus und erschien mir zunächst etwas unnahbar. Nach den ersten paar Minuten mit ihr stellten wir aber fest, dass wir denselben verrückten Humor haben und verstanden uns auf Anhieb wahnsinnig gut! Ich bin super dankbar für die Zeit, die ich mit ihr verbringen durfte. Ich habe in den sechs Monaten Dreharbeit so viel von ihr über Engagement, Willenskraft, Wertschätzung und Zuwendung gelernt.
MH: Was hat Sie dazu inspiriert, in die Welt der Stunts einzutauchen, und wie sind Sie dazu gekommen, Cate Blanchett zu doublen?
LV: Ursprünglich wollte ich Trickreiterin und Stuntfrau mit Pferden werden. Mit den Jahren und den Jobanfragen habe ich mich aber immer weiterentwickelt und mir viele andere Stuntfähigkeiten angeeignet. Für Borderland wurde ich von einem neuseeländischen Stunt Coordinator angefragt, mit dem ich davor schon gearbeitet hatte und der mich gut kannte. Am Ende kommt es auf Professionalität, Fähigkeiten, Beziehungen und vor allem die richtigen Körpermaße an. Meine haben zum Glück mit Cates übereingestimmt.
MH: Pferde spielen eine große Rolle in Ihrem Leben. Können Sie uns mehr darüber erzählen, wie Sie Ihre Leidenschaft für Pferde entdeckt haben und wie sie sich in Ihrem Alltag widerspiegelt?
LV: Pferde waren für mich, wie für viele kleine Mädchen, schon von klein auf eine große Passion. Diese Leidenschaft ist nie gestorben, sondern eher immer größer geworden. Zusammen mit meiner Begeisterung für Film und Action denke ich, dass meine Karriere einfach ihren organischen Weg gegangen ist. Bevor ich Stunts für Filme gemacht habe, habe ich sechs Jahre lang live Stunt- und Zirkusshows mit Pferden auf der ganzen Welt aufgeführt. Heute habe ich zwei spanische Pferde (PRE), mit denen ich Freiheitsdressur, Dressur und diverse Kunststücke vorführe.
MH: Welche Herausforderungen sind mit der Arbeit als Stuntfrau verbunden, insbesondere bei einem Blockbuster wie Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil 1 sowie Teil 2?
LV: Die Herausforderungen spiegeln sich mental vor allem darin wider, dass man sich seiner selbst sehr sicher sein muss. Man muss seine Talente, aber auch seine Grenzen genau kennen und darf sich nicht von berühmten Schauspielern, Regisseuren oder Stuntkollegen einschüchtern lassen. Körperlich gesehen ist Stuntarbeit wohl einer der herausforderndsten Jobs überhaupt. Man muss immer fit und ausdauernd sein und auch mal ein paar blaue Flecken und Prellungen einstecken können, ohne sich etwas anmerken zu lassen.
MH: Wie ist die Zusammenarbeit mit Schauspielern und Regisseuren in Ihrem Bereich, insbesondere wenn es darum geht, ihre Vision für eine Szene umzusetzen?
LV: Das ist oft sehr abhängig vom Stunt Coordinator, mit dem ich arbeite. Wenn er mich gut kennt und zulässt, dass ich Ideen einbringe, habe ich oft eine größere kreative Freiheit. Beim Film Borderland war es zum Beispiel meine Idee, dass Cates Charakter Lilith ihre Waffe wie ein Wild-West-Held spinnt. Dem Regisseur und Cate gefiel die Idee so gut, dass es ihr Signature Move im Film wurde und ihren Kampfstil im gesamten Film geprägt hat.
MH: Gibt es einen bestimmten Stunt, auf den Sie besonders stolz sind, und was macht ihn für Sie besonders?
LV: Ich denke, die gesamten Szenen in der Wüste bei Mission: Impossible – Dead Reckoning waren für mich ein Traum. Nicht nur mit den Pferden und Tom Cruise in der Wüste zu drehen, während Helikopter über uns hinwegflogen, sondern auch das Lob und die Anerkennung dafür vom Stunt Coordinator und Tom selbst zu bekommen, war der Wahnsinn. Die unglaubliche Arbeit des gesamten Teams an dem Film hat sich zudem kürzlich mit dem Gewinn eines SAG Awards für das beste Stunt-Ensemble in einem Film ausgezahlt.
MH: Welchen Rat würden Sie jungen Menschen, insbesondere Frauen, geben, die davon träumen, Stuntfrau zu werden?
LV: Das Einzige, wozu ich raten würde, ist, früh damit anzufangen. Es ist ein körperlich sehr anspruchsvoller Job, den man aktiv nicht für immer machen kann. Die einzelnen Fertigkeiten sind dann sehr individuell. Ideal wäre es, wenn man schon von jungen Jahren an sehr sportlich ist und eine Sportart wie Turnen, Kampfsport oder in meinem Fall Reiten sehr leidenschaftlich und talentiert betreibt. Darauf kann man dann aufbauen. Als Frau würde ich – egal ob in Stunts oder im Leben – grundsätzlich raten, sich niemals von anderen Leuten sagen zu lassen, was möglich ist und was nicht. Als ich meinen Weg einschlug, hatte nicht eine Person an mich geglaubt oder nicht gegen meinen Erfolg gewettet, und zum Glück habe ich das immer fleißig ignoriert.
Interview: Markus Hofmann, Foto: Laura Vörtler Filmset, VÖ: tabularasa magazin