Gibt es eigentlich irgendwen in Hollywood und unter den Reichen und Schönen dieser Welt, der noch nie etwas von Philipp Plein gehört hat, noch nie einen seiner Swarovski Totenköpfe bewundertoder vielleicht sogar bei den Preisen gedanklich die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen hat? Irgendjemanden der das imposante Logo der zwei "P" nicht ad-hoc zuordnen kann? Wohl kaum. Philipp Plein ist eine der wenigen Marken mit Revolutionsstatus, die in aller Munde sind.
Autos und Motorräder arbeiten sich kraftvoll über Laufstege, prominente Gesichter strahlen im Blitzlichtgewitter – unendlich viele Stunden harter Arbeit waren nötig, um diese eindrucksvollen, wenngleich kurzlebigen Modenschauskulpturen zu errichten. Jedes Detail der spektakulären Gesamtkompositionen seiner Defilees ist vornehmlich in schwarz, weiß, silber und gold gehalten, alles funkelt und brilliert. Dazwischen riesige Rosendrucke, Street Art und bunte Comics auf Minikleidern und Jogginganzügen. Modedesigner und Unternehmer Philipp Plein steht seit fast 20 Jahren für eine neue Zeit mit haufenweise Bling Bling und Heavy Metal. Für Wildes und Auffallendes, für sexy Auftritte und ultimativen Luxus. Wir sprachen mit dem Liebling der Stars darüber, wie er sich selbst sieht, wer ihn unterstützt hat und was er in der Krise eigentlichgemacht hat.
HARBOR: Wie fühlt es sich denn an, ganz oben zu sein, vielleicht sogar Idole der Jugend überholt zu haben? (Versace, Gucci, LV) Oder machst Du Dir über sowas eigentlich keine Gedanken?
Philipp Plein: Danke für die Lorbeeren, aber so sehe ich das überhaupt nicht und das ist auch nicht wirklich unser Ansatz. Ich sehe uns auch heute noch als Start-Up, das ohne Investoren oder Fremdkapital versucht sich in diesem Markt der Giganten zu behaupten. Und das klappt soweit ganz ordentlich, würde ich sagen.
Du bist ja sozusagen bereits in sehr jungen Jahren in den Erfolg hinein explodiert. Was an Dir, welche Charaktereigenschaft, denkst Du, hat das ermöglicht? Doch nicht nur Revoluzzer zu sein, das sind viele andere auch.
Hinein explodiert kann man nun wirklich nicht sagen. Vom ersten Tag an hat auch mein Geschäft viel mit Arbeit, Hingabe und Glauben zu tun. Nichts kommt einfach so über Nacht. Diese Erfahrung habe auch ich gemacht. Und das ist auch gut so. Ich glaube dadurch auch wirklich schätzen zu können, was wir in den Jahren auf die Beine stellen konnten.
Hattest Du Unterstützung familiär?
Meine Mutter und meine Familie sind eigentlich immer davon ausgegangen, dass ich Medizin oder Jura oder Ähnliches studiere, was ich auch angefangen hatte. Als ich anfing Möbel zu designen und zu verkaufen war man „not amused“. Man hat mich zwar machen lassen, aber eigentlich waren alle sicher, dass ich bald wieder einen anderen Weg einschlagen würde.
Wie hast Du am Anfang Deiner Karriere alles finanziert bekommen? Gab es hier auch Profis, die Dich unterstützt haben?
Mein Vater hat mir etwas beigebracht: „Gib immer nur das aus, wasDu auch tatsächlich hast.“ Alles, was ich besitze und mache, gehört mir auch. Wir finanzieren nicht. Das habe ich von Anfang an so gehalten. Ich habe immer nur das reinvestiert, was ich auch wirklich verdient habe. So kann man nicht immer jeden Sprung machen, aber gesund wachsen. Im Kleinen, wie im Großen.
Du hast über 100 Geschäfte weltweit. Im Lockdown haben schon Unternehmen gelitten, die nur ein Geschäft besitzen. Wie hast Du das gemeistert? Online verstärkt oder einfach Verluste eingefahren? Wer hat da die Mieten bezahlt, bei 100 Shops?
Gerade der weltweite Lockdown hat auch uns aus dem Nichts getroffen, wie Du Dir sicher vorstellen kannst. Und da wir, wie gesagt, keinen LVMH hinter uns stehen haben oder eine ähnlich große Rückendeckung, auf die wir hätten zurückgreifen können, war auch ich schon sehr besorgt. Das Online-Geschäft hatten wir schon recht früh aufgebaut und das kam uns dann auch sehr zugute. Wir sind aber generisch und gesund gewachsen und ich bin mir sicher, dass auch dies uns gut durch diese unfassbare Zeit durchgebracht hat. Man stelle sich vor: von einem Tag auf den anderen das gesamte Retail zu – aber alle Mieten und so weiter, laufen weiter. Immer noch unfassbar.
Zu Beginn Deiner Karriere hast Du Promis und Stars ausgestattet, jetzt bist Du selbst einer. Hat Dich das verändert? Was würdest Du sagen?
Ich bin kein Star. Aber wir freuen uns, dass vielen Stars unsere Marke gefällt. Dass mein Name bekannt wird und damit natürlich auch die Marke, die so heisst wie ich, ist für uns natürlich ein zusätzlicher positiver Nebeneffekt.
Du hast nun die Villa von Howard Hughes gekauft. Ein unglaublicher Innovator, ein Visionär, wie selten einer. Siehst Du Dich selbst auch so?
Es war immer mein Traum, ein Haus in Los Angeles zu haben. Und irgendwann war ich in der Lage, diesen zu verwirklichen. Chateau Falconview ist ein Projekt, das mir sehr viel Spass macht. Wenn es dann fertig ist, in ein bis zwei Jahren, wird es dann trotzdem nie wirklich fertig sein. Es gibt immer etwas zu tun dort. Man lernt nie aus, bei so einem Projekt.
Gibt oder gab es jemanden an Deiner Seite, ohne den dieser enorme weltweite Erfolg gar nicht möglich gewesen wäre?
Auf dem Weg hast Du natürlich Deine Mitarbeiter, Deine Familie, Deine Freunde, die Dir helfen, Dich unterstützen, die unerlässlich sind. Das ist auch bei uns so.
Wieviel Freiheit und Revoluzzertum bei Gegenübern erträgst Du selbst? Darf man Dir seine Meinung sagen?
Natürlich darf man das. Und das soll auch so sein. Aber die letztendlicheEntscheidung treffe ich. Das geht auch meines Erachtens nach nur so, wenn man sich erfolgreich in diesem Geschäft behaupten will.
Hat tatsächlich mal jemand versucht Plein zu imitieren?
Nun, auch das gibt es. Mir hat mal jemand gesagt: „Wenn die Marke nicht so bekannt und beliebt wäre, würde keiner versuchen, sie zu imitieren. Irgendwie ist das auch ein Kompliment.“ Das stimmt schon irgendwie. Aber Fälschungen sind nicht tolerabel. Gibt es leider Containerweise. Die Behörden und unsere Anwälte kümmern sich dann darum.
FullService360 für HARBOR Magazin / Interview: Elke Bauer
Foto: Philipp Plein / VÖ: HARBOR Magazin