Staria/H 145 Van kontra Helikopter:  Auf der Suche nach dem ultimativen Reiseluxus

Staria/H 145 Van kontra Helikopter: Auf der Suche nach dem ultimativen Reiseluxus

Der Vergleich ist nicht fair. Das wird uns sofort klar, als wir die Kontrahenten auf dem Münchner Flugfeld stehen sehen. Außer der Farbe – tiefes Schwarz – scheinen sie nichts gemein zu haben. Auf der einen Seite steht der Hyundai Staria, der neue Luxus-Van des koreanischen Herstellers mit seiner auffälligen futuristischen Lichtleiste. Ihm gegenüber parkt der H 145 von Airbus Industries, ein hochmoderner Helikopter mit fünf ausladenden Rotorblättern und spitz zulaufender Schnauze – pure Kraft und Hightech. Obwohl die Kontrahenten so unterschiedlich aussehen, versprechen sie das Gleiche: luxuriöses Reisen. Nicht nur schnell von A nach B zu kommen, sondern angenehm. Wir wollen den Vergleich trotzdem wagen und machen uns auf den Weg in die österreichischen Alpen – einmal auf der Straße und einmal in der Luft. Welcher der Kontrahenten macht die Reise wirklich unvergesslich?

Schon nach wenigen Kilometern im Staria wird klar, wo die Stärken des Luxus-Vans liegen: Stille, viel Platz, dazu perfekte und doch leicht zu bedienende Technik. Das Smartphone ist dank riesigem Touchscreen im Cockpit sekundenschnell mit dem Entertainmentsystem gekoppelt, durch die großen Fenster genießen wir den Ausblick auf die Alpengipfel in der Ferne. Der laufruhige Motor lässt das Fahrzeug mühelos vorwärtsgleiten, selbst als wir die Autobahn verlassen und hinter der österreichischen Grenze die ersten Serpentinen zu bewältigen sind. 

Unser Ziel ist die Eng Alm im Oberinntal. Schon der Weg ist Alpenromantik pur: Wir passieren Bauernhäuser aus sonnengegerbtem Holz mit leuchtend roten Geranien vor den Fenstern, dahinter erheben sich schneebedeckte Gipfel und saftige Alpenwiesen. Dank der Stille im Staria vergehen die zwei Stunden gemächliche Fahrt wie im Flug. Als wir im Alpendörfchen Eng aussteigen und das Läuten der Kuhglocken hören, kommt von den Passagieren hinten ein „Schon da?“ – der Staria bietet Platz für bis zu elf Personen. Allerdings ist die Fahrt hier definitiv vorbei. Die letzten Meter bis zur Alm heißt es: wandern. 

Solche Grenzen kennt der zweite Kontrahent natürlich nicht. Der Flug im H 145 von Airbus beginnt fulminant. Nachdem wir in den bequemen Sitzen Platz genommen haben, hebt der Helikopter mit atemberaubender Steiggeschwindigkeit ab. In der Magengegend macht sich Achterbahngefühl breit, doch schnell geht die Maschine in den ruhigen Horizontalflug über. Wir gleiten – nicht ohne ein bisschen Schadenfreude – über einen Autobahnstau hinweg, und schwenken Richtung Voralpenland ein, unter uns Wiesen und Zwiebeltürmen, als würden wir von oben auf eine Modellbahnanlage schauen. Mit den Hubschrauberflügen früherer Tage hat die Reise im H 145 nichts zu tun. Ja, die Turbinen rauschen laut, doch der Flug wirkt nie ruppig. Zudem erinnert das edle Interieur der Kabine, die Platz für bis zu acht Passagiere bietet, tatsächlich eher an eine Luxuslimousine.

„Schaut’s a mal nach rechts“, meldet sich unser freundlicher Pilot Sven im Kopfhörer. Unter uns zieht die Sylvensteinbrücke in der Nähe von Bad Tölz vorbei, mittlerweile durch zahlreiche Postings auf Instagram bekannt. Wir folgen dem dünnen Betonband, das sich durch das türkisblaue Wasser eines Stausees schlängelt, und halten auf die bewaldeten Berggipfel dahinter zu. Bei unserem ersten Test sind wir diese Strecke mit dem Staria gefahren. Schon da war die Route wunderschön – doch aus der Vogelperspektive ist sie atemberaubend. 

Und so geht es weiter: Ein fantastisches Panorama reiht sich ans nächste, und nach etwas über 30 Flugminuten erreichen wir die Eng Alm. Aus dem Helikopter wirkt das Panorama des Hochgebirges schlichtweg episch. Die schroffen Felswände der 2.500 Meter hohen Lamsenspitze sehen aus dem Fenster zum Greifen nah aus, die Kühe auf den Handwiesen dagegen wirken stecknadelkopfgroß. Viel zu früh tönt Svens „Ab geht’s“, und die Maschine dreht Richtung Norden ab. Als wir zur Landung auf dem Gelände von HTM Helicopters bei München ansetzen, sehen wir den Staria klein wie ein Spielzeugauto auf dem Flugfeld stehen. 

Spätestens da wird uns wieder klar, wie ungleich die Kontrahenten sind. Der H 145 kann mit unvergleichlichen Ausblicken punkten – und mit einer unschlagbar kurzen Reisezeit. Doch auch der Staria hat seine Vorteile, die ruhig-entspannte Fahrt zum Beispiel. Außerdem verbraucht der Van auf 100 Kilometern so viel zwei der Helikopter in zwei Minuten – und kostet nur rund ein Achtzehntel. Aber warum überhaupt zwischen den Fortbewegungsmitteln wählen? Schließlich bedeutet wahrer Luxus manchmal auch, sich nicht entscheiden zu müssen.

Fotos: Markus Hofmann (white-photo.com)
Text: Constantin Gillies
VÖ: HARBOR Magazin

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