Der ist wirklich nicht für jeden. Warum? Weil es von dem Audi R8 Coupé V10 RWS weltweit nur 999 Stück gibt. Und das ist noch nicht einmal das ganz Besondere an dem neuen Übersportwagen aus Neckarsulm. Das Coupé von Audi Sport hat ein Feature, das für das gewisse Extra an Fahrspaß sorgt. GQ durfte den neuen Audi R8 von München in die Grüne Hölle entführen, zum 24 Stundenrennen am Nürburgring. Ein Testbericht der anderen Art.
Wir stehen, im Stau. Und es gibt nichts, das mehr nervt als Stau. Vor allem dann, wenn man im Sportcoupé unterwegs ist. Es sei denn, man fährt entlang des Nürburgrings. Mit einem Auto, das wie für die Rennstrecke gemacht ist. Wir sitzen hinterm Lenkrad des Audi R8 V10 RWS. Mehr muss dazu nicht gesagt werden. Am Fenster steht ein Motorsportfan: „Hey, könnt Ihr den Motor für uns mal richtig laut aufheulen lassen? Wir sind da vorne am Straßenrand!“ Die Anhänger des Autosports und schneller Gefährte sind das Warten wert. Schon Tage vor dem großen 24-Stunden-Rennen am Nürburgring logieren die Hardcore-Fans entlang der legendären Nordschleife, mit einer Bierdose in der Hand und ehrlicher Sympathie im Herzen für jeden lauten PS-Boliden, der vorbeifährt. Mit unserem Audi R8 Coupé V10 RWS haben wir also sofort neue Freunde.
Das Modell von Audi Sport mit Heckantrieb
„1 of 999“ - Die Plakette auf dem Handschuhfach macht nervös. Und den R8 macht sie zu etwas ganz Besonderen. Denn von diesem Modell werden nur die knapp 1000 Stück produziert. Auf der Fahrt von München zum legendären "ADAC 24 Stundenrennen" in der Eifel sind wir also ganz vorsichtig. Also, zumindest am Anfang.
Der R8 hat übrigens noch mehr zu bieten. Die drei Buchstaben verraten es: Zum ersten Mal bei Audi Sport gibt es diese Rakete auf vier Rädern mit Heckantrieb. RWS steht für „Rear Wheel Series“. Zwar hat er „nur“ 540 Pferdestärken – der R8 V10 Coupé Plus brilliert mit 610 Pferdestärken - dafür wiegt er aber 50 Kilogramm weniger und schafft es in 3.7 Sekunden auf 100 km/h.
Das ist unser Stichwort: Auf dem Weg zum Ziel wird jetzt Gas gegeben. Die Autos vor uns geben bereitwillig die Strecke frei. Oft zücken die Nachbarn während der Fahrt die Handys, um auf die Schnelle wenigstens ein Foto von unserem Audi zu erhaschen. Diese grinsenden Gesichter - man hat das Gefühl, etwas Gutes zu tun. Bei 250 Stundenkilometer ist für uns Schluss – der Motor ist gedrosselt. Allerdings: in dem Boliden schlummert die Kraft für eine Höchstgeschwindigkeit von 320 km/h. Auch den gedrosselten Geschwindigkeitsrausch kann man in jeder Beziehung genießen. Die Sitze sind gemütlich, man hat einen wunderbaren Überblick, trotz der tiefergelegter Karosserie.
V10 Motor mit 540 PS: Ein Herz hinter Glas
Die wahre Arbeit findet hinterm Rücken statt. Das V10-Herzstück sitzt im Heck – durch eine Scheibe abgrenzt vom Fahrerraum wie ein luxuriöses Museumstück. Schließlich will er auch bewundert werden. Wirklichen Zugang hat nur der Schlüsselbesitzer. Eben wie ein Museumsdirektor.
Halt an einer Raststätte. Sofort bilden sich Handy-behangene Menschentrauben um das Auto. Der Blick der Mehrheit bleibt meist magisch am Hinterteil hängen - von dem einen oder anderen Betrachter als sexy wie die Kehrseite von Kim Kardashian beschrieben.
Weg von der Raststätte rasen wir wieder über die Autobahn. Der Motor pulsiert und dröhnt, auch im Comfort-Modus. In „Dynamic Drive Select“ beginnt er zu beben! Die Vibration überträgt sich vom Lenkrad bis ins Rückenmark. Der Pulsschlag der Maschine verbindet sich mit dem eigenen Herzschlag. Das Adrenalin kann süchtig machen. Das Glücksgefühl bleibt. Auch wenn man dieses wilde Baby ausschaltet. Das ist Performance. Angekommen am Nürburgring, steigen wir aus, passieren erschöpft das Heck mit dem sichtbaren Herzen. Der Sportler hat uns viel abverlangt. Für uns geht es weiter zu den Superstars der Rennstrecke in der Grünen Hölle. Ein Druck auf den Schlüssel verschafft dem R8 die verdiente Ruhe nach dem Sturm. Nur kurz wird er noch einmal beleuchtet bevor die Lichter ausgehen, eben wie ein Superstar.
Autorin: GQ / Mirella Sidro / VÖ: GQ Online
Foto: white-photo.com
Der Fotograf
Markus Hofmann hat als Fotograf für Magazine wie GQ, VOGUE und die ADAC Motorwelt gearbeitet, aber auch Kunden wie BMW, JAGUAR, LAND ROVER oder DUCATI buchen den vielseitigen Tegernseeer. Für uns war er zusammen mit der Autorin Mirella Sidro im Audi R8 Coupé V10 RWS unterwegs zum Nürburgring. Mehr über Markus Hofmann erfahren Sie über seine Webseite white-photo.com