Assassin’s Creed Valhalla

Assassin’s Creed Valhalla

Es sind die Sagen und Mythen der Wikinger, die über den Mut ihrer Kriegerinnen und Abenteuerinnen erzählen. Haben sie tatsächlich existiert? Und falls doch – was haben uns die selbstbewussten Frauen der Wikinger an Erbe hinterlassen? Wie paradox, dass es ausgerechnet ein Grab einer Kriegerin ist, was unsere Vorstellung der Gleichberechtigung in Frage stellt.

Es war schon damals ein Sensationsfund, dieses Grab in Birka mit der Nummer Bj 581, als man es 1878 in einer der bedeutendsten Wikinger Handelszentren Schwedens fand. Das Skelett lag in gekrümmter Haltung und dennoch erhaben, eingekleidet in aufwendiger Tracht, umringt von Grabbeigaben, darunter eine volle Kriegsausstattung, Machtsymbole, sowie zwei Pferde, einer Stute und eines Hengstes, die für das Begräbnis geopfert wurden. Bis 2017 war man der Überzeugung, dass es sich hierbei um einen mächtigen und wichtigen Krieger handelt.

2017 dann die Sensation. Schwedische Forscher finden mittels einer DNA-Untersuchung heraus, dass es sich bei dem vermeintlichen Verstorbenen um eine Frau handelt. Erstaunen und Ablehnung sind zu vernehmen. Man fand schon vorher Frauengräber mit Waffen als Beigaben. Auch verstorbenen Kindern, darunter Mädchen, wurden mini Schilde und Äxte als Grabbeigaben mitgegeben. Diese Dame allerdings muss eine hohe Stellung im Militärwesen gehabt haben. Zum einen war sie gekleidet wie ein Krieger und ihr wurden Machtsymbole beigegeben. Ob sie jemals mitgekämpft hat? Die aktuellen Untersuchungen sprechen dagegen. Was man aufgrund Radio-Isotop-Untersuchungen herausfand: sie kam viel herum.

Wir wissen, dass die Frau bei den Wikingern nicht dem Mann gleichgestellt war. Während er in den Krieg zog, war sie die angesehene Hüterin des Hauses. Gesellschaftlich war sie aber nicht benachteiligt und galt auch außerhalb ihrer Grenzen als stark und wichtig. Witwen hatten eine hohe Stellung und konnten alleine den Hof bewirtschaften. Byzantinische Inschriften erzählen wie erstaunt man war, als man nach einer Schlacht mit den Wikingern auf dem Feld tote Frauen fand, die kräftig und gleichgestellt mit ihren männlichen Kollegen mitkämpften. Der dänische Geschichtsschreiber Saxo Grammaticus erzählt im 12. Jahrhundert über die Wikinger Damen, sie würden Waffen bevorzugen und nicht Lippen zum Küssen. So erstaunt es nicht, dass es sie tatsächlich gab, die Schildmaiden aus den Sagen und Mythen der Wikinger - Frauen, die sich für ein Leben als Kriegerinnen entschieden. Frauen nahmen auch an Expeditionen teil, wie Freydís Eiríksdóttir, Tochter Eriks des Roten, die zusammen mit ihrem Bruder Leif als erste in Neufundland landete und somit auch als erste Europäerin Amerika betrat.

Das Grab No. Bj 581 sagt viel über unsere Archäologie und Gesellschaft des 19. Jahrhunderts aus. „Waffen gleich Mann“ - Die Erklärung des Grabes, wie sie vor 2017 lautete, erläutert unsere Wahrnehmung und nicht die der Wikinger in der Vergangenheit. Es ist an der Zeit, unsere Vorurteile und festgesetzten gesellschaftlichen Vorschriften zu überdenken.

Ist heute etwas von dem Erbe dieser starken und selbstbewussten Frauen geblieben? Laut dem Gender Gap Report ja. Island, Norwegen, Finnland, Schweden belegen die ersten vier Plätze und sind somit Sieger. In Finnland regiert die jüngste Premierministerin der Welt und Island hat ein Gesetz zum Equal-Pay als erstes und bis heute einziges Land auf der Welt verabschiedet. Die skandinavischen Länder stehen bis heute in Sachen Gleichberechtigung an der Spitze Europas. In vielen Bereichen, die als männlich galten, ist es nun selbstverständlich, dass Frauen weltweit eine Rolle spielen. So auch in der Gamerszene. Der Frauenanteil unter den 34 Millionen in Deutschland liegt laut des Game Verbands bei 48 Prozent, das Durchschnittsalter bei 37,5 Jahren. Gaming ist schon lange kein Kinderkram mehr.

Der französische Spieleentwickler Ubisoft setzt in seinem Game Assassin‘s Creed schon lange auf Diversity und lässt seine Spieler entscheiden, wann sie in eine weibliche oder männliche Rolle schlüpfen wollen. Reisen durch bekannte historische Epochen machen die gut recherchierte Geschichte lebendig und lässt einen jeden ein Teil davon werden. Das neue Abenteuer führt nun nach England und Norwegen des 9. Jahrhunderts nach unserer Zeit. In Valhalla kann der Protagonist zu Eivor werden, einer furchtlosen Wikingerin oder furchtlosen Wikinger. Ziel: seinen Clan aus Norwegen ins reiche und ungezähmte Land England zu bringen. Schlachten, Raubzüge aber auch Diplomatie müssen richtig eingesetzt werden, um einmal im Walhalla seine letzte Ruhe zu finden

Mehrere Hunderte Mitarbeiter aus über zwölf verschiedenen Ubisoft Studios weltweilt arbeiteten über drei Jahre hinweg gemeinsam unter der Leitung von Ubisoft Montreal an diesem Spiel. Das Team schöpft Inspirationen aus verschiedenen Quellen, vor allem aber aus historischen Dokumenten. Sie arbeiten mit Experten und Historikern zusammen, um die Welt der Wikingerzeit neu zu erschaffen und gleichzeitig ihre künstlerische Interpretation in ihre Forschungen einfließen zu lassen. Die altnordischen Sagen sind voll von weiblichen Kriegerinnen. Was auch immer die Wahrheit über historische Kriegerinnen, Kämpferinnen und Abenteurerinnen ist - sie waren ein Phänomen, das die Nordmänner in ihren Sagen gerne akzeptierten. Es gehörte zu ihrer Vorstellung von der Welt, dass Frauen und Männer in der Schlacht gleich stark sind. Das ist etwas, was Assassin's Creed Valhalla widerspiegelt.

Wikinger waren keine ethnische Gruppe. Es war eine Lebensrichtung. Es geht nicht darum, wer man ist, sondern was man macht. Die Herkunft des Begriffs ist bis heute nicht ganz eindeutig. Es gibt viele Erklärungen. Eine davon stammt aus dem alten Skandinavien und bedeutet so viel wie Schiffsexpedition. Wikinger ist also jemand, der an einer Seereise teilnimmt, um reich zu werden oder etwas Neues zu entdecken. Ob Frau oder Mann – der eigene Wille zählte. Die Frau der Wikinger war stark und selbstbewusst. Sie war Ehefrau, Mutter, Kriegerin, Abenteuerin, ein wichtiges Mitglied der Gesellschaft. Frauen heute können sich auch auf eine Schiffsreise begeben. Ziel? Das können sie selbst entscheiden. Oder einfach mal seinem Herzen folgen? Das uns bekannte symbolträchtigste Kriegergrab eines Wikingers gehört auch einer Frau. Wer hätte das gedacht? Es ist an uns, das Wikingerzeitalter zu überdenken und unsere jetzigen Vorstellungen auch.

Autor: Mirella Sidro / VÖ: HARBOR Magazin / VÖ: GLAMOUR Online
Foto: white-photo.com

 

https://www.glamour.de/features/artikel/assassins-creed-valhalla-amazonen-des-nordens

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