Wunderwelten, Heldentaten, Fabelwesen – das Feld der Fantastik ist weitläufig, die Ausdrucksformen zahlreich. Computerspiele, Romane, TV-Serien und Kinofilme spielen mit dem Unbekannten, bieten Unterhaltung zwischen Realität und Traumgeschehen, sind oft düster, immer emotional und vor allem phänomenal anziehend. Dark Souls II– ein Siegeszug.
"Märchen sind mehr als nur wahr - nicht deshalb, weil sie uns sagen, dass es Drachen gibt, sondern weil sie uns sagen, dass man Drachen besiegen kann." – G.K. Chesterton – britischer Schriftsteller und Journalist Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts – fasst mit dieser Aussage zusammen, was Jahrzehnte später anderenAutoren zu Millionen-Erfolgen verhelfen sollte. Seit der „Herr der Ringe“-Trilogie gehören Elfen, Zauberer, Zwerge, Orks und schauderhafte Kreaturen zum guten Ton der Erzählkunst, schlagen riesige Fanmassen in ihren Bann. Die international ausgestrahlte US-Serie „Game of Thrones“ brachte Zuschauerzahlen weltweit zum Explodieren und Machtkämpfe im mittelalterähnlichen Umfeld in gemütliche Wohnzimmer. Sagen-haft bewegend.
Fantasy baut auf sensationelle Geschichten, auf Imagination und frei Erfundenes mit Parallelen zur realen Welt. Gut gegen Böse. Sieg oder Verlust – ein Balance-Akt. Wie auch schon im altbekannten Märchen sind menschliche Gefühle allgegenwärtig. Eifersucht, Wut, Liebe, Hass, Trauer, Angst, Gier, Ehrgeiz, Freund- und Feindschaft begleiten den Weg der Protagonisten. Das Computerspiel Dark Souls II setzt auf absolute Einsamkeit, auf eine beklemmende Atmosphäre, auf Härte und die Stärke des Untoten im Rittergewand. Aufgaben lösen, Entscheidungen treffen, Fallen ausweichen, dem Gegner die Stirn und das Schwert bieten. Let’s face the Dark. Aber was macht die Faszination Fantasy aus?
Erstens, das Visuelle! Die Rüstung lastet wie eine Tonne Stahl auf den Schultern des Ritters, während er sich an Feuerstellen vorbei durch verlassene Ruinen und finstere, nebelumwobene Täler bewegt. Kunstblut wirkt echter denn je. Pfeile, Schwerter und Geschosse – allerhand Geschütze werden aufgefahren. Kaum zu glauben, dass der deutsche Fotograf Markus Hofmann den rauen Appeal von „Dark Souls“ in der Wolfsschlucht am Tegernsee visualierte,so punktnah dran sind seine Aufnahmen an der Spielszenerie! Der Schlüssel liegt im Detail – die Eisenrüstung wurde in achtwöchiger Feinarbeit in der berühmten Meisterschmiede "Armediaoriginalgetreu" per Hand erstellt.
Die Umsetzung verlangte Höchstleistungen von Kostümbild, Maske, Model und dem Mann hinter der Kamera gleichermaßen. Das Ergebnis: mehr als eindrucksvolle Bildeffekte.
Zweitens, der Terrain-Wechsel! Plötzlich säumen Fackeln und Totenköpfe den Weg, Pferde sind Transportmittel Nummer eins oder der Held der Geschichte bekommt es mit grauenhaften Ungeheuern zu tun. Ort und Zeit verschwimmen. Moral wird redefiniert. Ganze Landschaften und Kulturen werden ausgedacht. Frisch, anders, besonders. Jene Filme, Bücher oder Spiele voller Action, Dramatik und Kreativität erlauben den plötzlichen Szenensprung, den Urlaub vom Alltag. Es gelten neue und häufig einfachere Gesetze. Und selbst das Smartphone gerät in Vergessenheit. Diese Art der Beschäftigung mit Zwischenwelten und Mystik ist längst gesellschaftsfähig geworden und lässt auf paradoxe Weise für eine Weile die eigeneGesellschaft mit all ihren Regeln und Vorgaben in den Hintergrund geraten. Dabei geht es in den meisten Fällen weniger um Flucht, als vielmehr um reine Unterhaltung. Pur, direkt, ungeschönt. All das mag ein vergleichsweise junges Phänomen sein und dennoch – wenn wir uns zurückerinnern – wer ließ sich nicht gerne von Großmutters Geschichten einvernehmen, lauschte auf die Worte des Lehrers bei der Erzählung der Odysseus- Saga oder bettelte um einMärchen mehr vor dem Zubettgehen? Der Zauber liegt in der Vorstellungskraft – heute wie damals. Helden sind gefragter denn je. Die dunkle Romantik lebt!
Foto: white-photo.com / Autor: Elke Bauer / VÖ: HARBOR Magazin